Erik Arellana Bautista

Erik Arellana Bautista

Am 29. September 2016 um 19:30 Uhr im literaturhaus.dortmund!

Erik Arellana Bautista, geboren am 28.07.1974 in Bogotá, Kolumbien, Autor, Dokumentarfilmer, Journalist und Fotograf für nationale und internationale Medien. Arbeitet insbesondere über Themen des kollektiven Gedächtnisses, der politischen und gesellschaftlichen Erinnerungsarbeit im Kontext des jahrzehntelangen bewaffneten Konfliktes in Kolumbien und seinen Spuren in der Zivilgesellschaft. Verschiedenste Projekte im öffentlichen Raum in Kooperation mit staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen. Arbeitet für die Stiftung Nydia Erika Bautista für Menschenrechte (zahlreiche internationale Auszeichnungen, zuletzt 2012 Menschenrechtspreis der dt und frz Botschaften), Universitätsdozent für Kommunikationswissenschaften und Journalistik von 2007 bis 2011.

Chico Bauti – Erik Arellana Bautista

Zwischen visueller Poetik und verpflichtender Poesie

Bio-Bibliographie

Erick Arellana Bautista / Chico Bauti

Dokumentarfilmer und Journalist für nationale und internationale Medien. Arbeitet insbesondere über Themen des kollektiven Gedächtnisses, der politischen und gesellschaftlichen Erinnerungsarbeit im Kontext des jahrzehntelangen bewaffneten Konfliktes in Kolumbien und seinen Spuren in der Zivilgesellschaft.
Verschiedenste Projekte im öffentlichen Raum in Kooperation mit staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen. Arbeitet für die Stiftung Nydia Erika Bautista für Menschenrechte (zahlreiche internationale Auszeichnungen, zuletzt 2012 Menschenrechtspreis der Deutschen und der Französichen Botschaften), Univeristätsdozent (Universidad Central de Bogotá) für Kommunikationswissenschaften und Journalistik 2007 bis 2011.

Zum Werk

Ich arbeite seit Jahren freischaffend mit dem Ziel, eine eigene Sprache zu finden, um die verschiedenen Wirklichkeitsebenen und die kulturelle Vielfalt in Kolumbien zu vermitteln. Die eigene Biografie und Herkunft im Verbund mit akademischer Ausbildung und Reflexion erlauben nicht nur ein Sprachrohr für das eigene Land, den lateinamberikanischen Kontinent, zu sein, sondern diese Erfahrungen solidarisch als universell in den Kontext aller marginalen Erfahrung zu stellen. Es geht um Interaktion, um vermittelnde Kommunikation und um die Suche nach dem Verbindenden, der Empathie. Dafür schaffen die Dokumentationen, Videos und Videoinstallationen Raum und Gelegenheit.
Mit erzählerischen und alternativen audiovisuellen Mitteln werden die Opfer und ihre Zeugnisse, ihr Ringen um Würde, das Sichtbarmachen ihres Leidens und ihrer Suche nach Antworten in den Mittelpunkt gestellt, um ihnen Identität und Gerechtigkeit zurückzugeben gegen das allgemeine Schweigen und Vergessen. Das ist das Anliegen der Arbeit der Stiftung Nydia Bautista, deren Begleitung beinhaltet einen Großteil der dokumentarischen Arbeiten.
Ein weiterer Aspekt ist die Arbeit mit indigenen Gemeinschaften in verschiedenen geografischen Räumen Kolumbiens, die dokumetarische Begleitung ihres Bemühens ihre jahrhundertealte kulturelle Identität und Autonomie zu bewahren.
Und schließlich die städtische Erfahrung von moderner Jugendkultur, die interdisziplinäre Nutzung technischer Möglichkeiten um polyfone und kollektive Erzählungen im öffentlichen Raum zu transportieren. Ihren Ausdruck findet diese künstlerische Suche in der Mitarbeit und Gründung verschiedener Kollektiven wie Vivoarte, Antena mutante, Dexpierte, Beligerarte, H.I.J.O.S und andere. Das sind pädagogische Interverntionsformen, die erlauben im Gegenüber, im Publikum über eigenen Lebenserfahrungen nachzudenken. Ein weiteres Feld meiner Arbeit ist die Feldforschung, wie sie im Projekt von „Geomalla“, einer städtischen Erinnerungswerkstatt in Bogotá methodisch entwickelt und angewendet wird.

Literarische Werke

Während meines Studiums an der Kunsthochschule der Universität Kassel, in der Zusammenstellung ExilBilder veröffentlicht der Text „Der Blick Enteignete“ koordiniert vom Professoren Sebastian Thies und Susane Dölle der Universität Bielefeld, der Tram Verlager. Nach 10 Jahren im Exil kehrte ich nach Kolumbien zurück, um als Journalist und audiovisuell zu arbeiten.
Im Verlauf der letzten drei Jahre habe ich „Tránsitos de un hijo al Alba“ veröffentlicht. Dort sind mit verschiedenen Mitteln meine Erfahrungen seit mehr als 20 Jahren als Sohn einer sogenannten Verschwundene Frau verarbeitet. So bin ich aufgewachsen. Und wir sind nicht Stumm geblieben, haben in einer sehr von verschiedenen Methoden der Gewalt und des Krieges durch bewaffnete Akteure betroffenen Bewegung gegen die Ohnmacht gekämpft. Wir waren verfolgt und an unser Leben war bedroht weil wir die Folgen und die Ursachen des Krieges erzählt haben. Meine Bücher beschreiben diesen Weg durch die lange Nacht und die Suche nach Wahrheit, Justiz und Wiedergutmachung.
Mit Gedichtaktionen erzähle ich die Geschichte meines Volkes, eines Volkes ohne Namen. Gedrängt an den dunklen Rand des Vergessens befindet es sich am Rande des Abgrundes, gefangen in der Verzweiflung des Krieges.
In der Lesung wird das Licht in der Finsternis beschworen, die Blume, die in der Wüste erblüht, das Kind, das den Himmel besingt, der jungen Dichter, der unbewußt seine Worte schreibt, der „Arbeiter, der seine soziale, politische und historische Mission erkennt, selbst ein Opfer als Stimme der Opfer für die Opfer.“
Das zweite Buch „Transeúntes y Migrantes“ ist das, was vom Diebstahl meines Computers an Informationen aus 15 Jahren Arbeit als Journalist überlebt hat. Es ist eine Sammlung von Gedichten die als Zeuge eine soziale Tragödie beschreiben. Das Buch ist Teil der Diskussion über Literatur und die Erinnerungsarbeit von Opfern des bewaffneten Konfliktes.
Das dritte Buch dieser Trilogie ist die Suche nach einer Heimat, nach einem Ort wo der Dichter ohne die Gefahr, wegen seiner Wörter und Verse ermordet zu werden, Leben kann. Travesia de la primavera und auch ein viertes Buch von Erzählungen „Cuadernos de viaje“ (Tagebüchern) sind noch nicht veröffentlicht, diese habe ich als „Friedl Dicker Stipendiat“ der Stadt Weimar 2013/14 fertig geschrieben.
Chico Bauti

Beschreibung der Aggressionen und Verfolgungen

In Juni 1997, zehn Jahre nach dem Verschwindenlassen meiner Mutter, erfahren wir, daß bei derselben Militärbrigade, die meine Mutter zum verschwinden gebracht hatte, ein Befehl/Anordnung vorlag, mit mir das gleiche zu machen /auch mich zum Verschwinden zu bringen. Die Repressalien gegenüber meiner Familie werden stärker. Autos stehen vor unserem Haus, Männer machen Fotos von den Leuten, die bei uns rein und rausgehen, es gehen telefonische Drohungen ein. Innerhalb von vier tagen muß ich das Land verlassen. Drei Monate später muß meine Familie weggehen. 10 Jahre habe ich aufgrund meiner persönlichen Geschichte, aber auch wegen meines Kampfes als Familienangehöriger für die Aufklärung der Schicksale der gewaltsam Verschwundenen in Asfaddes, im Exil u.a. in Deutschland gelebt.
Aufgrund dieses Engagements im Kampf um Gerechtigkeit und Wahrheit bin ich erneut Opfer einer Attacke geworden, die ausgerechnet während der internationalen Woche der Verschwundenen stattfand. In Mai 2013 wurde in meine Wohnung eingedrungen, und mir wurde ein Computer mit wichtigen Informationen gestohlen, die ich als Journalist, Forscher und als Aktivist zur Erinnerungsarbeit der Verschwunden und zu sozialen Bewegungen in Kolumbien zusammengestellt hatte.
Momentan finden in Kolumbien Friedensgespräche statt, und wir haben den Verhandlungsführen in Havanna unsere Vorschläge als Familienangehörige von Opfern zukommen lassen. Gleichzeitig wurde in Kolumbien aber auch das Militärstrafrecht reformiert, so dass es jetzt möglich ist Menschenrechtsverbrechen, die von Militärs begangen wurden, unter diesem Sonderrecht zu beurteilen, dies bedeutet noch grössere Straflosigkeit, die im Fall von gewaltsamen Verschwinden eh schon bei 99 % liegt!
Das kann sich auch auf den Prozess wegen des gewaltsamen Verschwindenlassens und des Mordes an Nydias Erika Bautista, meiner Mutter, auswirken, da die Untersuchungen aufgrund neuer Beweise erneut aufgenommen wurden.
Was wir insbesondere fordern, sind eine effiziente und schnelle Aufklärung der Verantwortlichen für den Diebstahl des Computers mit wichtigen Unterlagen und die Beendigung der Verfolgung und Überwachung der Tätigkeit der Fundación Nydia Erika Bautista, sowie Garantien für die Ausübung unserer Arbeit als Journalisten, Menschenrechtsverteidiger und soziale Aktivisten insbesondere auch während des Prozesses des Verschwindenlassens, der Folter und Mordes an meiner Mutter, Nydia Erika Bautista.
Ich möchte keine materiellen Schutzmassnahmen, wie z.B. ein gepanzertes Fahrzeug, Bodygard etc, da ich keinerlei Vertrauen in diesen „Schutz“ habe, nur allzuoft wurden und werden diese Angebote zum Ausspionieren der Aktivitäten benutzt, und ich möchte denen nicht noch die Arbeit erleichtern.