Liebe Rätselfreund*innen,
ganz recht, der gesuchte erste Satz unseres Pfingsträtsels stammt aus Eduard von Keyserlings Novelle Schwüle Tage. Wir hoffen, dem Regen konnte mit dieser federleicht hingetuschten Erzählung über einen schwermütigen Sommer auf dem Lande getrotzt werden!
Der junge Graf von Fernow (das Gräfchen) hat sein Abitur vermasselt und muss nun mit dem gestrengen und unnahbaren Vater aufs einsame Landgut der Familie reisen, um dort in der Abgeschiedenheit des Ortes zu büßen und zu büffeln.
Ein Landregen hüllt bei Ankunft von Vater und Sohn das Gut in Regenschleier und im unterkühlten Haus zirpen die Heimchen. Schwermut und Melancholie. Doch schon anderntags steht die Mittagsglut über den Feldern, des Nachts duften die Lilien aus dem Park betörend und verzehrende Sehnsucht wird mit Wollust gedämpft.
Die schönen Cousinen, auf dem Nachbargut logierend, versprechen Abwechslung und Zerstreuung, doch es kommt anders. Der Sohn enthüllt des Vaters Geheimnis. Der Vater entzieht sich dem Diktat der absoluten Haltung und der wehmutsvollen Geschichte folgt natürlich ein tragisches Ende, aber mit Grandezza!
Ein elegisches Lesevergnügen, vor allem jetzt, in diesen hellen Nächten von Mai und Juni, egal, wie das Wetter ist.
Die Novelle wurde zuerst 1904 in der Literaturzeitschrift Die neue Rundschau veröffentlicht. Eduard von Keyserling, geboren 1855, dem baltischen Adel entstammend und später in familiärem Zwist erst nach Wien, dann nach München übergesiedelt, diktierte sie seinen Schwestern. Als Spätfolge einer Syphilis-Erkrankung war Keyserling ab ca. 1900 erblindet. Seine Schwestern, die mit ihm in einem Haushalt lebten, notierten seine späten, impressionistischen Werke. Er starb 1918 in München.
Eine TV-Verfilmung gibt es aus dem Jahr 1978, Regie: Hajo Gies, mit Daniel Gélin als Vater und Markus Klimmek als Sohn.
Empfohlen sei das Hörbuch, unprätentiös und schön gelesen von Hanns Zischler. (DAV 2006).
Bis Freitag grüßt das Literaturhaus-Team!