Husch Josten: Eine redliche Lüge
„Es sind erst im zweiten Schritt die Entscheidungen, die unser Leben zu dem machen, was es ist. Der erste Schritt ist, was wir sehen oder nicht sehen. Die Wahrheit, dieser vermummte Attentäter, der sich von hinten nähert und zusticht, gehört interessanterweise zu jenen Dingen, die die wenigsten Menschen sehen wollen. Margaux wollte sie immer sehen.“
Mit unbestechlichem Blick erzählt Husch Josten von Sein und Schein, vom Panoptikum menschlicher Ideale und Täuschungen, davon, dass das Streben nach Glück und die Bereitschaft zum Betrug zwei Seiten derselben Medaille sind, so ungern wir es sehen möchten.
Gesellschaftsspiele
Wer hat nicht schon betrogen, um zu gewinnen? Dass es sich damit in der Gesellschaft offenbar nicht anders verhält als beim Brettspiel, beginnt Literaturstudentin Elise zu verstehen, als sie einen Sommer lang als Haushälterin in der Domaine de Tourgéville tätig wird. Regelmäßig geben ihre Arbeitgeber Margaux und Philippe Leclerc dort rauschende Feste und Dinnerpartys,. Nur: Warum so viele Einladungen, so viele Gäste? Warum so viel Tand und Putz, während die Leclercs keineswegs oberflächlich, sondern genügsam, klug, sympathisch erscheinen? Die Frage lässt Elise nicht los. Und so wird die junge Frau zur aufmerksamen Beobachterin der Geschichten hinter den Fassaden und findet dort eine zerstörerische Wahrheit, die ihren Blick auf die Welt, das Leben und die Liebe nachhaltig verändern wird.
Moderation: Alexander Estis
Husch Josten, geboren 1969, wurde mit ihrem Debüt »In Sachen Joseph« (2011) für den Aspekte-Literaturpreis nominiert. Seither erschienen mehrere hochgelobte Romane und ein Geschichtenband, zuletzt der Roman »Land sehen« (2018), für den sie mit dem Literaturpreis der Konrad Adenauer Stiftung ausgezeichnet wurde. Sie lebt und schreibt in Köln und Paris.
Foto Husch Josten © Judith Wagner