Preisträgerlesung mit Saša Stanišić
Der Preisträger des Nelly-Sachs-Preises 2023 der Stadt Dortmund ist zu Gast im literaturhaus.dortmund
Lesung und Gespräch
Moderator: Andreas Platthaus
Veranstalter: Kulturbüro Dortmund in Zusammenarbeit mit dem literaturhaus.dortmund
Schriftsteller Saša Stanišić erhält Nelly-Sachs-Preis der Stadt Dortmund
Der Nelly-Sachs-Preis der Stadt Dortmund geht in diesem Jahr an den deutsch-bosnischen Schriftsteller Saša Stanišić. In Anlehnung an den Geburtstag von Nelly Sachs wird der Preis am 10. Dezember in einem Festakt im Museum für Kunst und Kulturgeschichte verliehen.
In einer ersten Reaktion bedankt sich der Autor mit einem Nelly-Sachs-Zitat: „,Alles beginnt mit der Sehnsucht‘ – so beginnt Nelly Sachs ein Gedicht“, sagt Saša Stanišić. „Meine sehr frühe Sehnsucht waren Geschichten und sind es noch immer: zuhören, erzählen. Meinen aufrichtigen Dank, dass Sie ihnen mit diesem Preis Vertrauen schenken.“
Preisträger 2023: Saša Stanišić
Saša Stanišić wurde 1978 in Višegrad (Jugoslawien) geboren und lebt seit 1992 in Deutschland. Er veröffentlichte die Romane „Wie der Soldat das Grammofon repariert“ (2006), „Vor dem Fest“ (2014) und „Herkunft“ (2019), den Erzählband „Fallensteller“ (2016) sowie zuletzt mehrere Kinderbücher.
Seine Werke wurden in über 30 Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet. Saša Stanišić erhielt u.a. den Preis der Leipziger Buchmesse für „Vor dem Fest“ und zuletzt für „Herkunft“ den Deutschen
Buchpreis 2019, sowie u.a. den Eichendorff-Literaturpreis, den Schillerpreis und den Hans-Fallada-Preis. Er lebt und arbeitet in Hamburg.
Aus der Begründung der Jury
„Mit Saša Stanišić wird kein unbekannter Schriftsteller der Gegenwartsliteratur ausgezeichnet, sondern einer, der von seinem ersten Buch an Leserinnen und Leser verschiedener Generationen konstant begeistert. Seine Werke zeichnen insbesondere eine sprachliche Virtuosität, eine komplexe Handlungsführung, authentische Figuren und raffiniert und präzise gestaltete Romanwelten aus.
Zudem macht sein spielerischer Umgang mit der Form und den Grenzen der Sprache und des Erzählbaren die Rezeption seiner Romane zu einer intellektuellen Unterhaltung im besten Sinne.
Dabei macht er die Fluchterfahrung zu einem zentralen Moment seines Schreibens. Und wie Nelly Sachs mit den literarischen Traditionen ihrer Herkunft nicht gebrochen hat, so setzt auch Stanišić den Erzählreichtum der Balkankulturen fort. Sein Schreiben zeichnet sich stets durch das Bemühen aus, noch das Unangenehmste, das ihm und seiner Familie erst in Jugoslawien und dann auch in Deutschland zugestoßen ist, mit Ironie und Witz zum Thema zu machen, ohne dabei etwas zu
verharmlosen.
Vor allem jedoch entwickeln seine Texte eine außergewöhnliche Sogkraft, die es den Lesenden ermöglicht, sich restlos in die Figuren hineinzuversetzen. Durch dieses Potential der emotionalen Identifikation gestattet er seinen Leserinnen und Lesern, die beschriebenen Erfahrungen nicht nur zu verstehen, sondern sie geradezu zu durchleben. So eröffnet Stanišić eine einzigartige Dimension der
Verständigung, die auf einer emotionalen Ebene Kulturen und Menschen miteinander verbindet.“
Foto Saša Stanišić © Katja Sämann