Literarisches Netzwerk im Ruhrgebiet unter neuer Dachmarke: Das „literaturgebiet.ruhr“ formiert sich
Schon 1969 forderte Schriftsteller und Nobelpreisträger Heinrich Böll das „Ende der Bescheidenheit“ von seinen Kolleginnen und Kollegen im Literaturbetrieb: „Hin und wieder mögen wir ganz kluge Leute sein, als Vertreter unserer Interessen in einer Gesellschaft, die von Interessenvertretern dirigiert wird, sind wir wie Schwachsinnige (…). Ich fürchte, wir sind sehr feine Idioten.“
Das ist 50 Jahre her. An einer gemeinsamen Interessenvertretung der Literatur im Ruhrgebiet hat es lange gefehlt. Wie viel das Ruhrgebiet in diesem Bereich zu bieten hat, rückt das im vergangenen Jahr gegründete Netzwerk literaturgebiet.ruhr ab sofort stärker in den Fokus der Öffentlichkeit. In der Metropole Ruhr gibt es eine äußerst lebendige und kreative Literaturszene, die allein durch die Größe der Region dezentral, allerdings auch sehr vielfältig ist. Als Ganzes wurde sie bisher viel zu wenig wahrgenommen.
Dies wird sich nun entscheidend ändern. Die Literaturszene an der Ruhr schließt sich zusammen und präsentiert sich unter einer gemeinsamen Dachmarke. Ein weiterhin wachsender Kreis von Stadtbibliotheken, Literaturvereinen und -häusern, Verlagen, Buchhandlungen, freien Lesebühnen und anderen engagierten Akteuren aus verschiedensten Städten präsentiert heute das neue Logo und den Claim „Wir sind… literaturgebiet.ruhr“. Die Homepage des Netzwerks findet sich unter der gleichlautenden Adresse www.literaturgebiet.ruhr.
„Ziel des Netzwerks ist, die vorhandene Qualität und Vielfalt herauszustellen, die literarischen Aktivitäten der Region sichtbar zu machen sowie städteübergreifende Zusammenarbeit zu fördern“, sagt Johannes Brackmann, Leiter des Grend/Festival Literatürk in Essen, Gründungsmitglied und einer der fünf Sprecher/innen des literaturgebiet.ruhr.
Die Koordinierung des Netzwerks hat seit September 2018 das Literaturbüro Ruhr inne. Dessen Leiterin Antje Deistler erklärt: „Das literaturgebiet.ruhr ist mehr als eine gemeinsame Werbefläche für Organisationen und ihre Veranstaltungen, es wird ein auch inhaltlich und konzeptionell agierendes Netzwerk, das Neues wagt und in aller Unbescheidenheit die Aufmerksamkeit einfordert, die der hiesigen Literaturszene gebührt.“
Bereits im Herbst 2019 ist ein gemeinsamer Auftritt geplant. Finanzielle Unterstützung für die Netzwerkarbeit gibt es vom Regionalverband Ruhr und vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.
Sprecherrat:
Johannes Brackmann, Literatürk Festival/Kulturzentrum Grend Essen
Belén Daza, Blue Square der Ruhr-Universität Bochum
Antje Deistler, Literaturbüro Ruhr
Sigrun Krauß, Kulturbereich der Kreisstadt Unna
Hartmut Salmen, Literaturhaus Dortmund